Mitte der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts benötigte die
Rhein-Haardtbahn (RHB) neue Triebwagen zum Einsatz auf ihrer Strecke
zwischen Mannheim und Bad Dürkheim.
Zwei neue Triebwagen wurden im Jahr 1939 von der Waggonfabrik Fuchs in
Heidelberg gebaut und von Siemens elektrisch ausgerüstet. Sie erhielten
die Betriebsnummern 1121 und 1122. Der Tw 1121 wurde jedoch schon 1943
durch einen Bombentreffer zerstört, so dass der Tw 1122 zum Einzelstück
wurde.
Für sein Baujahr war der Wagen recht modern, mit einer Ausnahme: um
Metall für „kriegswichtige Zwecke“ einzusparen, wurde sein Wagenkasten
aus Holz aufgebaut und nur mit Blech verkleidet.
Der Wagen war bis 1965 im regelmäßigen Personenverkehr der RHB
eingesetzt. Mit Inbetriebnahme der Gelenkwagen 1013 bis 1018 wurde er
zum Einsatz im Arbeitszug- und Reservedienst degradiert. Der letzte
Einsatz dürfte Ende der Sechzigerjahre stattgefunden haben, ist aber
leider nicht nachgewiesen.
In den Siebzigerjahren wurden mindestens zwei Anweisungen, den Wagen zu
verschrotten, nicht ausgeführt. Statt dessen wurde er in relativ
komplettem Zustand als Lagerraum für Streusalz verwendet.
Im Tausch gegen den Güterwagen 327 der OEG wurde Tw 1122 im März 1977 an
das damalige Rhein-Neckar-Eisenbahnmuseum der Deutschen Gesellschft für
Eisenbahngeschichte (DGEG) abgegeben. Er blieb er dort bis 1988, leider
nur äußerlich ein wenig aufgearbeitet.
Bei der Auflösung des Viernheimer Museums wurde er im Juli 1989 nach
Bruchhausen-Vilsen (bei Bremen) verbracht, wohin die DGEG ihre Fahrzeuge
auslagerte. Nachdem ein dort geplantes Museum nicht verwirklicht werden
konnte, sollte er nach einigen Jahren verschrottet werden. Dies konnte
durch die Initiative unseres Vereins in Zusammenarbeit mit der DGEG
verhindert werden. Der Wagen kam im März 1997 nach Bad Dürkheim zurück
und blieb dort mehrere Jahre abgestellt.
Im Jahr 2001 konnten wir den Wagen von der DGEG kaufen. Zwischen 2002
und 2008 wurde der Wagen grundlegend aufgearbeitet.
Im Schlepp des RHB-Sechsachsers 1017 wurde der Tw 1122 am 6. Januar
2003 nach Ludwigshafen in den Betriebshof der VBL überführt. Dort wurden
die Motoren zur Überholung ausgebaut. Die eigentliche Überarbeitung der
Motoren fand bei der Firma Brenner in Bürstadt statt – zwei Motoren
waren so verschlissen, dass sie neu gewickelt werden mussten.
Währenddessen wurden die Drehgestelle durch unsere Mitglieder zerlegt
und ebenfalls überarbeitet. Zahlreiche Risse wurden von einem Fachmann
neu geschweißt und die Schweißnähte geröntgt.
Zur Aufarbeitung des Wagenkastens und der Elektrik wurde der Wagen am
17. Mai 2004 mit einem Straßentieflader nach Blankenburg
(Sachsen-Anhalt) gebracht, um dort im Rahmen einer ABM-Maßnahme beim
gemeinnützigen Verein „Die Brücke e.V.“ aufgearbeitet zu werden.
Gut ein Jahr später kam der Wagen am 28.06.2005 wieder zurück – fast als
„fabrikneues“ Fahrzeug. Trotzdem zogen sich die weiteren Arbeiten noch
bis zum Frühjahr 2008 hin, denn nun galt es, den Wagen zu komplettieren
und entsprechend den aktuellen Vorschriften der Eisenbahn Bau- und
Betriebsordnung und der BoStrab anzupassen.
Der Hauptuntersuchung und der Abnahme durch die Aufsichtsbehörden
folgten ausgedehnte Probefahrten über das geamte Streckennetz der
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, für das er nun ohne Einschränkungen
zugelassen ist.
Der Triebwagen kann für private Fahrten angemietet werden, gelegentlich
ist er aber auch zu öffentlichen Fahrten unterwegs.