HSB 44 + 153

TRIEBWAGEN 44

Informationen

Für den Überlandverkehr auf den Außenstrecken nach Wiesloch, Schwetzingen sowie nach Neckargemünd beschaffte die HSB 1925 zehn vierachsige Triebwagen, ergänzt durch zehn passende, vierachsige Beiwagen. Im Jahr 1928 erfolgte die Lieferung weiterer neun gleichartiger Beiwagen. Wie damals bei der HSB üblich, wurden die Fahrzeuge durch die in Heidelberg-Kirchheim ansässige Waggonfabrik Fuchs gefertigt. Sie wurden bei der HSB zunächst als Nr. 94 bis 103, nach Umstellung des Nummernschemas im Jahre 1928 dann als Nr. 39 bis 48 eingereiht.

Der hölzerne Wagenkasten mit Blechverkleidung ruhte auf zwei Drehgestellen, die mit je einem Fahrmotor ausgestattet waren. Erstmals konnten hierbei Drehgestelle verwendet werden, bei denen die Raddurchmesser der Treib- und Laufachsen gleich groß waren. Die zuvor verwendeten Motoren machten einen vergrößerten Treibraddurchmesser notwendig, der typisch für die bisher zum Einsatz gekommenen Drehgestelle der Bauart „Maximum“ waren. Als Betriebsbremse diente die elektrische Widerstandsbremse, später wurde ergänzend eine Magnetschienenbremse nachgerüstet. Als Anhalte- und Feststellbremse diente eine Spindelbremse, die per Handrad betätigt wurde.

Im Auslieferungszustand besaßen die Triebwagen noch dreigeteilte Frontscheiben, im Jahre 1955 wurden diese bei einigen Fahrzeugen der Serie durch einteilige Scheiben ersetzt, außerdem erhielten die Seitenscheiben Gummieinfassungen. Wie in der Automobilindustrie wurde auch bei der Auslieferung von Straßenbahnwagen in den zwanziger Jahren sehr auf ein prunkvolles Erscheinungsbild geachtet. So waren Trieb- und auch Beiwagen mit sogenannten Kathedral-Oberlichtfenstern und sehr vielen Messingteilen wie Haltegriffen und Oberlichtschiebern ausgestattet, die den Fahrgästen ein komfortableres, dem Zeitgeist entsprechendes Reisen ermöglichten. Ebenso war der Innenraum aus dunkel gebeiztem Teakholz gefertigt. Aufgrund ihrer Robustheit erreichten die Fahrzeuge eine Einsatzzeit von fast 50 Jahren. Nach dem Wegfall der Überlandlinien wurden sie noch bis 1973 im Heidelberger Stadtnetz als Einsatzwagen im Linienverkehr eingesetzt. Erst mit der Lieferung der nächsten Gelenkwagengeneration 1973 verschwanden diese Fahrzeuge aus dem Stadtbild.

Der Triebwagen 44 und der dazu passende Beiwagen 153 konnten der Nachwelt bis heute erhalten werden. Beiwagen 153 entstammt der zweiten Lieferung von 1928 und besitzt im Gegensatz zum Triebwagen noch die dreigeteilten Frontscheiben und die originalen Fenstereinfassungen. Die Substanz des Beiwagen 153 wurde jedoch während der 30-jährigen Abstellung durch Witterungseinflüsse erheblich beschädigt. Dieses Fahrzeug ist jedoch erhaltenswert, da es sich sowohl um den letzten erhaltenen Beiwagen seiner Art als auch den letzten Beiwagen der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG handelt.

Die IGN Rhein-Neckar e. V. versucht nun, diesen Zug aus längst vergangenen Zeiten wieder betriebsbereit auf die Schienen der Metropolregion Rhein-Neckar zu bringen. Um dieses ehrgeizige Ziel jedoch umsetzen zu können, müssen an beiden Fahrzeugen umfangreiche Arbeiten durchgeführt werden. Technische Änderungen sind jedoch unumgänglich, da das Fahrzeug an die heutigen Sicherheitsrichtlinien angepasst werden muss.

Indienststellung:

  • im Jahr 1925 als Wagen 99 von zehn Vier-Achs-Triebwagen für den Überlandverkehr
  • im Jahr 1928 Umnummerierung auf 44

Außerdienststellung:
im Jahr 1973

Letzte Fahrt:
am 22.09.1985 Sonderfahrt zum 100-jährigen Jubiläum der HSB

Technische Daten

  • Fahrzeugtyp: Vier-Achs-Triebwagen für den Überlandverkehr; Zweirichtungswagen
  • Hersteller: Waggonfabrik Fuchs, Heidelberg
  • Baujahr: 1925
  • Fahrzeuglänge: 11,80 m
  • Fahrzeugbreite: 2,15 m
  • Fahrzeughöhe: 3,40 m
  • Leergewicht: 17 t
  • Achsen: 4
  • Achsstand: 1,35 m – 3,74 m – 1,35 m
  • Drehgestellabstand: 5,40 m
  • Fahrmotore: 2 à 60 kW (auf eine Achso pro Drehgestell)
  • Sitzplätze: 30 (12 Längssitze und 18 Quersitze)
  • Stehplätze: 26
  • Bremsen: elektrische Widerstandsbremse (Betriebsbremse); Spindelbremse per Handrad betätigt (Haltebremse); elektromagnetische Schienenbremse (anfang der 40er Jahre wurde am Triebwagen eine elektromagnetische Schienenbremse nachgerüstet, die als Betiebsbremse eingestetzt wurde, um die Züge mit bis zu zwei Beiwagen abzubremsen, seit 1960 dient diese als separate Notbremse)
  • Verschiedenes: dreigeteilte Frontscheibe, die 1955 durch eine einteilige Frontscheibe ersetzt wurde; letzte Hauptuntersuchung 12.12.1967

Aufarbeitung des Triebwagen 44


BEIWAGEN 153

Informationen
Da die im Jahr 1925 beschafften Vier-Achs-Triebwagen bald an ihre Kapazitätsgrenzen kamen wurden Beiwagen in der gleichen Art und Größe bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg bestellt.

im Jahr 1925 Beiwagen 75 bis 84 (ab 1928 in 135 bis 144 umnummeriert)
im Jahr 1928 Beiwagen 145 bis 152

Indienststellung:
im Jahr 1928 als Beiwagen 145
im Jahr 1946 Umnummerierung auf 153

Außerdienststellung:
im Jahr 1973

Im Jahr 1974 wurde der Beiwagen 153 an das Deutsche Straßenbahn Museum in Wehmingen bei Hannover abgegeben. Da das Straßenbahnmuseum in Wehmingen im Jahre 2005 begonnen hat, seinen Bestand zu verringern und um eine Verschrottung zu verhindern, wurde uns der Beiwagen 153 angeboten. Da es der letzte Beiwagen dieser Bauart ist, haben wir ihn trotz des schlechten Erhaltungszustandes gerne übernommen. Seit dem 2. Dezember 2005 ist der Heidelberger Straßenbahnveteran wieder “im Lande”. Der Beiwagen 153 steht nun nach über 30 Jahren wieder auf kurpfälzischen Schienen.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: Vier-Achs-Beiwagen für den Überlandverkehr
Hersteller: Waggonfabrik Fuchs, Heidelberg
Baujahr: 1928
Beiwagenlänge: 11,85 m
Beiwagenbreite: 2,15 m
Beiwagenhöhe: 3,40 m
Leergewicht: 11,1 t
Achsen: 4
Achsstand: 1,35 m – 3,69 m – 1,35 m
Drehgestellabstand: 5,35 m
Sitzplätze: 30 (12 Längssitze und 18 Quersitze)
Stehplätze: 26

Historischer Nahverkehr in Heidelberg, Ludwigshafen und Mannheim