Der Wagen 204 gehört zu einer Serie von vier achtachsigen Gelenktriebwagen (Tw 201II-204II), die 1975 in der Waggonfabrik DÜWAG gefertigt wurden. Diese Fahrzeuge wurden speziell für die stark frequentierte Linie 3 zwischen Handschuhsheim und Leimen angeschafft. Mit einer Kapazität von 172 Sitzplätzen boten die GT8 gegenüber dem bisher eingesetzten GT6 mehr Platz für die Fahrgäste.
Eine besondere Eigenschaft dieser Wagen war, dass sie bereits ab Werk komplett in roter Farbe ausgeliefert wurden, da alle vier Fahrzeuge mit einer Vollreklame für die Sparkasse versehen wurden. Bei den Heidelbergern GT8 handelt es sich um die letzten ausgelieferten Zweirichtungswagen der Düwag-Einheitsbauart, was ihnen einen besonderen historischen Wert verleiht.
Bei einem Betriebshofbrand in Heidelberg am 24.10.1984 wurde Tw 204 zu zwei Dritteln beschädigt. Bei dem Brand im Heidelberger Betriebshof wurden übrigens auch die drei Heidelberger GT6 216, 224 und 242 so schwer beschädigt, dass sie verschrottet werden mussten.
Der Wagenkasten gelangte zum Wiederaufbau zur DÜWAG nach Düsseldorf. Nach seiner Rückkehr wurden in der Zentralwerkstatt in Mannheim die Restarbeiten (elektrische Ausrüstung, Verglasung, Inneneinrichtung etc.) durchgeführt. Dabei erhielt der Tw 204 auch rote Stoffsitze mit kleinen Quadraten anstatt der grünen Kunstledersitzen im Auslieferungszustand.
Der Wagen wurde daraufhin in der Zentralwerkstatt Mannheim wieder instandgesetzt und im Mai 1986 wieder in den Linienverkehr zurückgeführt.
Bunter Paradiesvogel
Der Tw 204 ist besonders für seine auffällige Gestaltung bekannt. Bei seiner Auslieferung erhielt er anstelle der klassischen HSB-Lackierung ein durchgängiges Rot, um, wie alle GT8, Vollreklame für die Sparkasse zu präsentieren. Nach seiner Brandschaden-Aufarbeitung wurde er erneut flächig lackiert, diesmal allerdings in weißer Grundfarbe. Diese diente als Grundlage für das große Motiv einer großen Geschenkverpackung mit welcher, der Tw 204 für das SB-Warenhaus famila warb. Diese Werbung trug er von April 1986 bis zu seiner Hauptuntersuchung im Jahr 1997. Erst knapp 20 Jahre nach seiner Auslieferung erhielt er schließlich eine Lackierung im traditionellen HSB-Farbschema.
2003 wurde der Tw 204 für das Projekt „Die Zukunft ist bunt“ des Künstlers Carsten Kruse ausgewählt und fuhr als rollendes Kunstwerk bemalt fortan im Linienverkehr in Heidelberg. Der Tw 204 starte dabei eine bunte Farbfaszination auf Verkehrsmitteln. Ihm folgten im Jahr 2004 der HSB Citaro-Gelenkbus 169 (HD E 2020), im Jahr 2008 der OEG Düwag 115, mehrere Fahrkartenautomaten und ein Haltestellenunterstand im Rhein-Neckar Raum sowie im Jahr 2009 die Aqualand Straßenbahn in Köln.
© Dirk Wittmann, Jan Neider und Marius Bickel
Vereinsfahrzeug und HSB-Lackierung
Seit 23.05.2006 befindet sich der Tw 204 im Besitz der IGN und steht der RNV als Reservefahrzeug für den Liniendienst zur Verfügung. Im Winter verkehrt der Tw 204 unter anderem als Eiswagen und hat ein besonderes Schleifstück auf dem Dach zum Freikratzen der Oberleitung.
Im Jahr 2019 wurde der Tw 204 einer umfangreichen Hauptuntersuchung in der Zentralwerkstatt Mannheim unterzogen. Hierbei wurde der Wagen auch saniert und erhielt dabei wieder das HSB-blaue Farbkleid der 90er-Jahre, welches er auch zwischen 1997 und 2003 trug. Dieses Farbschema hatte der Tw 204 zwar in seiner Laufbahn nur kurze Zeit, aber eine Instandsetzung der Künstlerlackierung von Carsten Kruse war nicht finanzierbar. Somit vertritt der Tw 204 als Museumswagen aber nun die klassische Heidelberger Lackierung der 90er/00er Jahre. Zeitgleich vertritt der Tw 204 die Generation der DÜWAG Gelenkwagen aus den 70igern Jahren.
Technische Daten
- Fahrzeugtyp: Zweirichtungsgelenktriebwagen
- Hersteller: Waggonfabrik Düsseldorf (Düwag)
- Baujahr: 1975
- elektrische Ausrüstung: Siemens/BBC
- Fahrzeuglänge: 28,00 m
- Fahrzeugbreite: 2,20 m
- Fahrzeughöhe: 3,75 m
- Leergewicht: 28,8 t
- Achsen: 8
- Achsstand: 1,8 m
- Drehzapfenabstand: 6 m
- Abrollumfang: 670 mm
- Fahrmotore: 2 à 150 kW
- Sitzplätze: 54
- Stehplätze: 172
- Bremsen: elektrische Generator-Widerstandsbremse; Solenoid-Hilfsbremse; Federspeicherhaltebremse; acht Schienenbremsen
© Ernest Kellner